Der Begriff Gender beschreibt das "soziale Geschlecht", im Gegensatz zum biologischen Geschlecht ("sex") beschreibt es die Bilder, die bei uns entstehen, wenn wir uns Frauen oder Männer, Mädchen oder Buben vorstellen. Gender findet also im Kopf statt und wird von uns immer wieder produziert und damit gefestigt, ganz gleich, ob es den Tatsachen entspricht.
So werden nach der Geschlechtsbestimmung per Ultraschall Mädchen schon im Bauch der Mutter anders behandelt, als Buben. Buben werden lauter angesprochen, Mädchen eher leiser. Nach der Geburt geht es gleich weiter, Mädchen werden schon im Krankenhaus oft in rosarote Strampler gesteckt, Buben in blaue. Oft hören wir, dass die Farbe rosa einfach "weiblich" ist und Mädchen auch besser gefällt. Ein Blick in die Geschichte verrät aber, dass alles nur konstruiert ist: Vor 100 Jahren war rosa noch eine Bubenfarbe, denn es war "das kleine rot". Rot war einst eine sehr teure Farbe, sie wurde aus der Purpur-Schnecke gewonnen, ein langwieriger Prozess. Wer trug rot? Es waren Herrscher, Fürsten, es waren meist Männer. Das "kleine" Rot wurde somit den kleinen Buben aus wohlhabenden Häusern angezogen.
Und die Mädchen? Ihnen wurde die blaue Farbe zugeschrieben, es war die Marienfarbe. In Kirchen sieht man Maria oft mit einem blauen Mantel abgebildet, Jesus hingegen trägt manchmal ein rotes Kleidchen. Der Sonnenkönig trug Stöckelschuhe, Strümpfe und lange Haare - alles eine Frage der Zeit und alles in Bewegung. Wer hätte damals gedacht, dass einmal Frauen Stöckelschuhe tragen würden. Wir performen unser Geschlecht also und verhalten uns so, wie es die Gesellschaft in unserer Zeit verlangt, damit wir in die Schublade "Frau" oder "Mann" passen, das wird "doing gender" genannt. All das hat nichts mit uns selbst zu tun, mit unseren Qualitäten oder Vorlieben. Trotzdem spielen wir mit und geben das auch unseren Kindern weiter.
Heutzutage wird das Blau-Rosa-Thema sehr zugespitzt: Kinder werden quasi ab Tag Null in Rosa oder Blau gewandet, bekommen auch oft dasselbe Spielzeug in den jeweiligen Farben. Eltern, die zuerst einen Buben bekommen kaufen für ihre Tochter dann alles neu, Möbel, Gewand, Spielzeug... alles nur, um das erlernte soziale Geschlecht zu "spielen". Vor 40 Jahren war es noch nicht so extrem, da wurden Kinder eher bunt angezogen und nicht so streng kategorisiert. Lego war für alle da - jetzt gibt es "Mädchen"- und "Buben-Lego". Kinder lernen von klein auf, wie sie sich verhalten sollen. Was spielen die Figuren im "Mädchen"-Lego, was passiert beim "Buben"-Lego? Hier wird schon ganz klar auf Reproduktionsarbeit oder Erwerbsarbeit hingewiesen. Der Horizont ist kleiner, wenn wir uns in Schubladen stecken lassen. Das ist schade, denn wir sind alle einzigartig, mit Talenten, die nichts mit dem Geschlecht zu tun haben. Wir sollten alle sein dürfen, wie wir sind.
Warum ist es wichtig, sich mit "Gender" auseinanderzusetzen?
Gender hat nicht nur einen Einfluss auf die Kleiderauswahl, wie wir einkaufen, was wir essen - der Einfluss hat ein Ausmaß, das uns gar nicht so bewusst ist. Frauen z.B. geben viel mehr Geld für Dinge aus, die nur dazu dienen, anderen zu gefallen. "Das schöne Geschlecht", "mach dich doch hübsch"... das sind doch Sätze, die wir schon als Mädchen hören. Dann wird viel Geld für Kosmetik ausgegeben, statt für Dinge, die uns wirklich dienen, die glücklich machen. Frauen zahlen dann auch noch für viele Dinge mehr als Männer, dieser Umstand wird auch als "pink tax" bezeichnet - Haarschnitte, Wäschereinigung (Blusen versus Hemden), Dienstleistungen - warum zahlen Frauen mit Kurzhaarfrisuren mehr als Männer (die manchmal lange Haare tragen?). Achten Sie einmal beim Einkauf drauf, wo Sie für Ihr Gender draufzahlen. Ein Beispiel sind Rasierer - die als "Frauen-Rasierer" deklarierten Produkte kosten oft mehr, dabei unterscheiden sie sich nicht in ihrer Funktion:
Frauen verdienen statistisch gesehen weniger und zahlen dann noch drauf. Auch darum ist es wichtig, eine "Gender-Brille" aufzusetzen, genau hinzusehen, wo wir Menschen uns irreleiten lassen. Wir sind so viel, aber nicht bloß zwei Schubladen.
Diversity - ein Begriff mit vielen Dimensionen:
Der Begriff Diversity bedeutet "Vielfalt", insbesondere die Vielfalt der Menschen. Es ist schade, Menschen in "Schubladen" zu stecken, viel schöner ist es, allen Raum zu geben, ihre Stärken auszuleben. Im Allgemeinen unterscheidet Diversity diese Dimensionen:
Im ersten Augenblick mögen wir denken, dass wir nur von einer Kategorie betroffen sind, z.B. "ich bin schon in Pension - also in der Kategorie Alter!"
Wenn wir genauer reflektieren, sind manche Menschen gleich von mehreren Kategorien betroffen, das ist dann Intersektionalität - sie beschreibt eben die Überschneidung von mehreren Diskriminierungsformen. Wenn beispielsweise eine ältere Frau, die nicht in Österreich geboren ist, beschrieben wird - dann sind das bereits drei Kategorien. Je mehr davon auftreten, desto schwieriger wird das Leben, desto mehr Hürden tauchen auf.
Wir schaffen Bewusstsein für die rechtliche Verantwortung von Organisationen und die damit verbundenen Regeln für Mitarbeiter*innen und Führungskräfte.
Langjährige Erfahrung, wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Gender und Diversity, sowie pädagogisch-didaktische Methodenkompetenz sind eine solide Basis für wirkungsvolle Lösungen zur Schaffung, resilienter Arbeitswelten, in denen Platz für alle ist.
NEU: Wir bieten auch Gender- und/oder Diversity-Trainings als Online-Schulung an! Maßgeschneidert für Ihr Unternehmen.
Artikel in der Miss (5.12.2019):